Ingwer: So kannst du ihn selbst ziehen und verwenden

„In einer Welt voller Geschmacklosigkeit ist Ingwer das Feuer, das Leben in jede Mahlzeit haucht“ – so schwärmte einst ein leidenschaftlicher Küchenmeister, der diese unförmige Knolle über alles liebte. Und in der Tat ist diese gelbe Wunderwurzel weit mehr als ein exotisches Gewürz. Als kulinarischer Alleskönner mit einer besonderen Heilwirkung hat Ingwer die Küchen der Welt im Sturm erobert.

Ingwer selbst anzupflanzen, öffnet dir eine Tür zu unendlichen Möglichkeiten. Komm mit und lass dich inspirieren – vom Anbau der perfekten Ingwerknolle bis hin zu kreativen Ideen, um das Beste aus dieser magischen Wurzel herauszuholen.

Ingwer und seine Rolle in der traditionellen und modernen Heilkunde

Seit Jahrtausenden ist Ingwer ein geschätzter Bestandteil traditioneller Medizinpraktiken rund um den Globus – von den alten Zivilisationen Chinas und Indiens bis hin zu den Küchen und Apotheken der modernen Welt. Im Ayurveda nutzt man ihn zur Linderung der unterschiedlichsten Beschwerden. Eines der bekanntesten Anwendungsgebiete ist die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen – besonders während der Schwangerschaft oder nach Operationen. Zudem gilt er wegen seiner entzündungshemmenden Eigenschaften als wirksames Mittel bei Gelenkschmerzen und Arthritis. Aber nicht nur das. Ingwer kann Überlieferungen zufolge zudem die Verdauung unterstützen, den Blutzuckerspiegel regulieren und sogar bei Erkältungs- und Grippesymptomen Linderung verschaffen.

Ein detaillierter Blick auf seine Inhaltsstoffe verrät, was ihn zu diesem Kraftpaket für die Gesundheit macht.

Insbesondere das Gingerol als einer seiner bioaktiven Hauptbestandteile spielt eine Schlüsselrolle bei den gesundheitsfördernden Eigenschaften. Es soll eine dem Aspirin ähnliche Wirkung haben, indem es Schmerzen lindern und Entzündungen bekämpfen kann. Beim Kochen wird Gingerol in Shogaol umgewandelt – eine Verbindung, die noch schärfer ist und ebenfalls eine Reihe gesundheitlicher Vorteile hat. Daneben können die antioxidativen Eigenschaften des Gingerols dabei helfen, freie Radikale im Körper zu neutralisieren und Zellschäden vorzubeugen.

Ein weiterer wichtiger Inhaltsstoff ist Zingeron, welchem ebenfalls antioxidative und antimikrobielle Fähigkeiten zugeschrieben werden.

Ingweröl und eine aufgeschnittene Ingwerwurzel auf einem Holztisch

Das enthaltene Vitamin C ist bekannt für seine immunstärkenden Eigenschaften und spielt eine Rolle bei der Wundheilung und der Erhaltung gesunder Haut. Vitamin B6 (Pyridoxin) ist wichtig für den Stoffwechsel, für die Gehirnentwicklung bei Kindern und die Immunfunktion. Niacin (Vitamin B3) unterstützt die Umwandlung von Nahrung in Energie und ist wichtig für die Gesundheit des Nervensystems, der Haut und der Verdauungsorgane.

Ingwer ist zudem reich an Mineralstoffen. Kalium ist beispielsweise essentiell für die Aufrechterhaltung eines normalen Blutdrucks, für die Regulierung des Flüssigkeitshaushalts und die korrekte Funktion der Muskeln und Nerven. Magnesium ist wichtig für Knochengesundheit und die Herzgesundheit. Außerdem unterstützt es über 300 biochemische Reaktionen im Körper, einschließlich der Energieproduktion. Zink fördert die Immunfunktion, die Wundheilung und die DNA-Synthese.

Es ist also kein Wunder, dass diese goldene Knolle seit Generationen in der Naturheilkunde verwendet wird. Ob als Tee, frisch gerieben in Gerichten oder in Kapselform – Ingwer bietet eine natürliche und kraftvolle Unterstützung für deine Gesundheit.

Selbstversorger-Tipp: Ingweranbau leichtgemacht

Möchtest du Ingwer selbst anbauen, benötigst du neben einer Bio-Knolle mit Austriebsknospen (Rhizomen) eine gute Pflanzenerde und ein 25-30cm hohes Pflanzgefäß.

  • Schneide mit einem Messer zuerst das Rhizom in Stücke, wobei jedes Stück mindestens ein „Auge“ haben muss (siehe Bild oben). Diese Stücke sollten nun für etwa 12 Stunden in Wasser eingelegt werden.
  • Nach dieser Zeit kannst du die Rhizomstücke mit dem Auge nach oben so weit in das vorbereitete Pflanzgefäß stecken, dass sie oben noch ein klein wenig herausschauen. Die Anzahl der Stücke pro Gefäß ist von der Größe des Topfes abhängig. Ich rechne eine Pflanze pro 10-15 cm Topfbreite.
  • Die Erde wird nur befeuchtet und sollte dann auch nur feucht (nicht nass) gehalten werden. Gießt man zu viel, faulen die Ingwerstücke und die Mühe war umsonst.
  • Der Topf sollte hell und warm, jedoch keinesfalls in der prallen Sonne stehen. Man kann ihn mit Klarsichtfolie bedecken, um das Keimen zu beschleunigen. Allerdings ist etwas Geduld gefragt, denn es kann schon ein paar Wochen dauern, bis die Rhizomstücke keimen. Im Laufe der nächsten Monate entwickelt sich aus dem Rhizomstück eine Ingwerpflanze.
  • Später, wenn die Triebe langsam gelb werden, ist es fast geschafft. Die Pflanze braucht dann nun nur noch ganz wenig Wasser.
  • Sobald die Blätter verwelkt sind, kannst du die Wurzel aus der Erde ziehen und den benötigten Teil abschneiden. Hat das verbleibende Stück ein „Auge“, kannst du es für eine neue Pflanze wieder in frische Erde eingraben. Alternativ kannst du die gelbe Knolle nach der folgenden Methode haltbar machen.

So bleibt Ingwer frisch: Tipp zur Lagerung

Eine sehr gute Möglichkeit, um immer einen Vorrat im Haus zu haben, ist die Folgende:
Gib ein Gemisch aus 2/3 Erde und 1/3 Sand In einem etwas größeren Blumentopf. Stecke die frischen Wurzeln komplett in die Erde. Das Erde-Sand-Gemisch sollte stets ein wenig feucht, aber nie zu nass sein.

Bei Bedarf kannst du eine Wurzel herausziehen, ein Stück abschneiden und den restlichen Teil wieder in das Erdgemisch stecken. Auf diese Weise kannst du den Ingwer immer frisch verwenden, ohne dass die wichtigen Vitamine und Mineralstoffe verloren gehen.

Seinen Geschmack und seine Heilkraft nutzen

Die rohe, geschälte Wurzel kannst du in dünne Scheiben schneiden und als Beigabe zu Salaten oder Fleischgerichten verwenden. Hast du eine Bio-Knolle, musst du sie dafür nicht unbedingt schälen. Auch im Tee machen sich die Scheiben gut. Probiere doch mal meine folgenden Lieblingsrezepte:

Ingwer Ziironen Sirup

Rezeptidee: Ingwer-Zitronen-Sirup

  • Für eine kleine Menge Sirup schälst du zunächst 4 gewaschene Bio-Zitronen mit einem kleinen Messer oder einem Sparschäler. Die Zitronenschalen kochst du zusammen mit 150g ungeschältem und in Scheiben geschnittenen Bio-Ingwer sowie mit 370g Zucker (oder Honig) und 350 ml Wasser auf.
  • Lasse die Mischung ca. 30 min. köcheln und anschließend etwas abkühlen.
  • Inzwischen kannst du die abgeschälten Zitronen auspressen.
  • Ganz zum Schluss gibst du den Zitronensaft zu, damit das hitzeempfindliche Vitamin C nicht verloren geht.
  • Den noch warmen Sirup durch ein Sieb geben, in kleine Fläschchen abfüllen und gut verschließen. Im Kühlschrank oder im kühlen Keller aufbewahren.

Rezeptidee: Ingwer Shot

Dieses konzentrierte Powergetränk hat es in sich. Zur Stärkung des Immunsystems, als vitaminreicher Start in einen neuen Tag oder als Hilfe bei Erkältungssymptomen – mit einem Ingwer Shot am Morgen gibt’s die Extraportion Energie für den Tag.

Ich empfehle, ihn einmal pro Woche frisch zuzubereiten und täglich morgens ein kleines Schnapsgläschen (4cl) davon zu trinken. Man benötigt 70g Bio-Ingwer in kleinen Würfeln, den Saft von 1,5 Bio-Orangen, 70ml Apfelsaft naturtrüb, 1 gestrichenen Teelöffel Kurkuma und 50ml Honig oder Agavendicksaft. Alle, die sich nicht am Geruch oder Geschmack stören, können alternativ noch eine geschälte Knoblauchzehe zufügen. Alle Zutaten im Mixer fein pürieren und in ein kleines Fläschchen oder Glas abfüllen. Die Mischung muss im Kühlschrank aufbewahrt werden.

Ingwer Öl

Rezeptidee: Ingwer Öl

Dieses Öl ist eine weitere Möglichkeit, um von den vielen gesundheitlichen Vorteilen der Knolle zu profitieren. Es ist einfach herzustellen, braucht maximal einen Tag zur Zubereitung und ist definitiv günstiger als gekauftes Ingweröl.

Alles, was du dazu brauchst, ist eine größere Bio-Ingwerwurzel – in Scheiben geschnitten sowie die gleiche Menge gutes Olivenöl.

  • Schneide den frischen Ingwer in dünne Scheiben und trockne sie entweder auf einem Blech an der Luft (mit einem Geschirrtuch abgedeckt), im Dörrautomaten oder im Backofen schonend bei maximal 40 Grad (Tür dabei einen Spalt offenlassen!).   
  • Mit der Fingerprobe kannst du testen, ob die Scheiben trocken sind: Wenn du mit dem Finger darauf drückst, sollte keine Flüssigkeit mehr austreten.
  • Gib nun die getrockneten Ingwerscheiben mit dem Öl in einen Topf und halte die Mischung bei geringer Hitze für 2 Stunden warm. Keinesfalls darf das Öl heiß werden.
  • Nach dieser Zeit kannst du den Topf vom Herd nehmen und das Öl abkühlen lassen. Gib es anschließend durch ein Sieb, fülle es in eine Flasche ab und lagere es im Kühlschrank.

Mit Ingweröl kannst du deine Gerichte auf einfache Art verfeinern. Als Heilöl hilft es äußerlich bei Muskelschmerzen oder innerlich zur Linderung von Erkältungsbeschwerden.

Viele weitere Rezepte mit Ingwer findest du hier.

Gedanken zum Schluss

Das Selber ziehen und Verwenden von Ingwer eröffnet eine Welt voller Möglichkeiten – sowohl in der Küche als auch für die Gesundheit. Ob als Gewürz, das Gerichte verfeinert, als Heilmittel, das Linderung verspricht, oder als Basis für erfrischende Getränke – Ingwer ist ein wahres Multitalent. Zudem kann jeder diese kraftvolle Wurzel in einfachen Schritten selbst anbauen und entdeckt dabei vielleicht eine neue Leidenschaft für das Gärtnern sowie für die kulinarische Experimentierfreude. Probiere es aus – es lohnt sich!

Bleib oder werde gesund und pass gut auf dich auf!

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