Wermut: Wenig bekannt, doch voller Heilkräfte

Wermut, auch als Artemisia absinthium bekannt, ist eine Pflanze, die seit Jahrhunderten in der Naturheilkunde verwendet wird. Sie ist berüchtigt für ihren intensiven, bitteren Geschmack und spielt eine Schlüsselrolle in der Herstellung des legendären Absinths. Doch Wermut hat weit mehr zu bieten als seine Rolle in der Likörherstellung. Dieses uralte Kraut steckt voller Überraschungen, von seiner historischen Bedeutung bis hin zu wissenschaftlich belegten Heilkräften.

Herkunft und Geschichte: Ein Kraut mit langer Tradition

Seine beeindruckende Geschichte reicht bis in die Antike zurück. Ursprünglich in Europa, Asien und Nordafrika beheimatet, wurde Wermut nicht nur von den alten Ägyptern, sondern auch von den Griechen und Römern geschätzt. Während er in Ägypten als heiliges Kraut galt, empfahl ihn der berühmte griechische Arzt Hippokrates zur Behandlung von Gelbsucht und rheumatischen Beschwerden. Im Mittelalter wurde er in Klostergärten angebaut und diente als universelles Heilmittel gegen zahlreiche Beschwerden.

Wermut ist jedoch nicht nur als Heilpflanze bekannt. Im 19. Jahrhundert erlangte er als Hauptzutat des Absinths, einem hochprozentigen alkoholischen Getränk, Berühmtheit, welches besonders in Frankreich populär war. Der Mythos des Absinths, oft als „grüne Fee“ bezeichnet, trug dazu bei, Wermut einen mystischen Ruf zu verleihen.

Wermut und Wissenschaft

Artemisia absinthium ist nicht nur historisch gesehen ein interessantes Kraut, sondern auch eine Pflanze mit nachgewiesenen gesundheitlichen Vorteilen. Seine medizinischen Eigenschaften werden vor allem den enthaltenen Bitterstoffen, insbesondere dem Thujon, zugeschrieben. Diese fördern die Verdauung, indem sie die Produktion von Verdauungssäften anregen. In einer wissenschaftlichen Studie1 konnte beispielsweise gezeigt werden, dass er besonders wirksam bei der Behandlung von Verdauungsbeschwerden wie Blähungen, Völlegefühl und Appetitlosigkeit ist.

Ein überraschender Aspekt ist seine Wirkung gegen Parasiten. In einer Studie2 konnten Forscher nachweisen, dass Wermutextrakte bei der Bekämpfung von Darmparasiten wirksam sind. Diese antiparasitäre Wirkung wird auf die enthaltenen ätherischen Öle zurückgeführt, welche die Parasiten abtöten oder deren Vermehrung hemmen.

Ein weiteres interessantes Anwendungsgebiet ist seine potenzielle Unterstützung bei der Behandlung von Malaria. In einer Studie3 zeigten Forscher, dass Wermut – insbesondere in Kombination mit anderen Pflanzen wie Artemisia annua – eine vielversprechende Alternative zur herkömmlichen Malariatherapie darstellt.

Traditionelle Heilkunst: Die geheimen Anwendungen, die immer noch wirken

Neben den wissenschaftlich belegten Anwendungen gibt es eine Vielzahl überlieferter Heilmethoden, in denen Wermut eine zentrale Rolle spielt. So wurde er in der Volksmedizin häufig zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden eingesetzt. Frauen tranken Wermuttee, um Krämpfe zu lindern und den Zyklus zu regulieren.

Auch bei der Heilung von Wunden und Hauterkrankungen fand er Anwendung. Die Blätter wurden zu einem Brei verarbeitet und direkt auf die betroffene Hautstelle aufgetragen, um Entzündungen zu hemmen und die Wundheilung zu fördern.

Ein weiteres interessantes Detail: In alten Zeiten wurde Wermut auch als Schutzmittel gegen böse Geister verwendet. Man glaubte, dass das Tragen eines Wermutkranzes oder das Aufhängen von Wermutzweigen im Haus vor negativen Energien schützen könnte. Dieses Ritual hat seine Wurzeln in der keltischen und germanischen Kultur und wird in einigen Regionen noch heute praktiziert.

Von Absinth bis Heilkunst: Wermut in der modernen Welt

Heute erlebt Wermut eine Art Renaissance. Neben seiner Verwendung in der Homöopathie und Naturheilkunde wird er wieder verstärkt als kulinarische Zutat geschätzt. Besonders in der Herstellung von Kräuterlikören und -weinen – wie beispielsweise dem bekannten Wermutwein – spielt die Pflanze eine zentrale Rolle. Hierbei sorgt der bittere Geschmack nicht nur für ein charakteristisches Aroma, sondern auch für eine gute Verdauung.

Daneben kann er auf verschiedene Weisen angewendet werden – je nach dem gewünschten Nutzen. Hier sind einige gängige Anwendungsmöglichkeiten:

Wermut-Tee: Bitter im Geschmack, stark in der Wirkung

Eine der einfachsten und traditionellsten Methoden ist seine Zubereitung als Tee: Er wird oft bei Verdauungsbeschwerden, Appetitlosigkeit und Blähungen getrunken. Aufgrund des intensiven, bitteren Geschmacks kann er mit etwas Honig gesüßt werden. Es wird empfohlen, nicht mehr als 2-3 Tassen pro Tag zu trinken und die Anwendung auf maximal 2-3 Wochen zu begrenzen.

Die Zubereitung:

  • Gib 1 Teelöffel getrocknetes Wermutkraut in eine Tasse, übergieße es mit heißem (nicht kochendem) Wasser und lasse den Tee .5-10 Minuten ziehen. Anschließend kannst du ihn abseihen und noch warm trinken.
Eine Wermut Tinktur auf einem Holztisch, im Hintergrund Artemisia absinthium Pflanzen

Wermut-Tinktur: So einfach stellst du das Naturheilmittel her

Als eine konzentrierte Form des Krauts kann Wermut auch als Tinktur verwendet werden. Sie wird zur Behandlung von Verdauungsproblemen und zur Förderung des Appetits eingenommen. Allgemein werden 10-15 Tropfen in einem Glas Wasser verdünnt und bis zu dreimal täglich empfohlen.

Eine fertige Tinktur kannst du in Apotheken oder Reformhäusern kaufen. Du kannst sie aber auch selbst herstellen. Hier eine kurze Anleitung:

Zutaten:

  • 50g getrocknetes Wermutkraut
  • 250ml hochprozentiger Alkohol (mindestens 40%, z.B. Wodka oder Korn)

Die Herstellung:

  1. Zerkleinere das getrocknete Kraut grob und gib es in ein sauberes, sterilisiertes Glasgefäß.
  2. Gieße den Alkohol über das Wermutkraut, bis es vollständig bedeckt ist. Verschließe das Glas fest.
  3. Lasse das Glas an einem dunklen, kühlen Ort für 4-6 Wochen stehen und schüttle es einmal täglich.
  4. Gib die Tinktur nach der Ziehzeit durch ein feines Sieb oder ein Mulltuch, um die Pflanzenteile zu entfernen.
  5. Fülle die fertige Tinktur in dunkle Tropfflaschen und bewahre sie an einem dunklen, kühlen Ort auf. Die Tinktur hält sich bis zu einem Jahr.

Ätherisches Öl: Die Essenz der Natur

Wermutöl kann zur äußerlichen Anwendung bei Hautproblemen oder als Zusatz in Massageölen genutzt, sollte aber wegen seiner hohen Konzentration nie pur verwendet werden. Aufgrund des Thujon-Gehalts in diesem ätherischen Öl sollte es nur unter fachkundiger Anleitung und in sehr geringen Mengen genutzt werden, da es in hohen Dosen giftig sein kann.

Eine Flasche Wermut Wein mit einem kleinen Glas auf einem Holztisch, daneben Artemisia absinthium Pflanzen

Wermutwein: Ein Schluck Natur für deine Gesundheit

Wermutwein, wie beispielsweise der bekannte Vermouth, ist ein aromatisierter Wein, der Wermut enthält und als Aperitif oder Digestif die Verdauung anregt. Auch in der Naturheilkunde wird er in kleinen Mengen zur Behandlung von Verdauungsbeschwerden empfohlen. Ein kleines Glas (ca. 30-60 ml) vor oder nach dem Essen kann hilfreich sein, um die Verdauung zu unterstützen.

Wermut im Kissen: Entspannende Kräuterpower für besseren Schlaf

Wermut kann auch in getrockneter Form in Kräuterkissen verwendet werden: Ein Wermutzweig oder -kissen unter das Kopfkissen gelegt, soll laut traditioneller Überlieferung böse Träume vertreiben und für einen ruhigen Schlaf sorgen.

Baden mit Wermut: Wohltuende Entspannung

Dieses Bad kann bei rheumatischen Beschwerden oder zur Entspannung der Muskeln helfen. Koche dafür 100 g getrocknetes Wermutkraut in 2 Litern Wasser auf und seihe es anschließend ab. Füge den Sud deinem Badewasser zu. Ein 20-30-minütiges Bad kann schmerzlindernd wirken und die Durchblutung fördern.

Wichtige Hinweise

  • Wermut enthält Thujon, eine Substanz, die in hohen Dosen toxisch wirken kann. Daher sollte er nie in großen Mengen oder über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.
  • Schwangere und stillende Frauen sollten auf seine Anwendung verzichten, da Thujon wehenfördernd wirken und das Kind schädigen kann.
  • Bei bestehenden gesundheitlichen Problemen oder der Einnahme von Medikamenten sollte vor der Anwendung ein Arzt konsultiert werden, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden.
  • Bei Unklarheiten oder Bedenken solltest du immer einen Gesundheitsexperten zu Rate ziehen!
Wermut in der Natur

Gedanken zum Schluss

Artemisia absinthium ist für mich eine faszinierende Pflanze, die weit mehr zu bieten hat, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Von seiner reichen Geschichte und den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in der Naturheilkunde bis hin zu den wissenschaftlich belegten Heilkräften vereint er Tradition und moderne Medizin auf beeindruckende Weise. Besonders spannend finde ich, wie dieses altehrwürdige Kraut immer wieder neue Anwendungen findet, sei es in der Behandlung von Verdauungsbeschwerden, als natürliche Hilfe gegen Parasiten oder sogar in der Malariatherapie.

Andererseits ist diese Pflanze auch ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig es ist, natürliche Heilmittel mit Respekt und Wissen zu nutzen. Trotz seiner positiven Wirkungen kann er bei unsachgemäßer Anwendung auch unerwünschte Nebenwirkungen haben. Das macht ihn zu einem kraftvollen Heilmittel in der Hausapotheke, welches jedoch verantwortungsvoll genutzt werden sollte.

Bleib oder werde gesund und pass gut auf dich auf!

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Quellen:
(1) Wegener, T., & Wagner, H. (2006). The active components in herbal medicinal products with a focus on the role of bitter compounds in digestive disorders. International Journal of Phytotherapy and Phytopharmacology, 13(1-2), 132-135. https://doi.org/10.1016/j.phymed.2005.08.006
(2) Mancini, I., Defant, A., Guella, G., Talà, A., & Pietra, F. (1998). In vitro antiplasmodial activity of artemisinin and its derivatives, including a new fluorinated compound, is enhanced by the addition of crude plant extracts from Artemisia annua and Artemisia absinthium. Planta Medica, 64(6), 546-549. https://doi.org/10.1055/s-2006-957508
(3) Abate, G., & Hussien, M. (2015). Efficacy of Artemisia absinthium against Plasmodium berghei in Swiss albino mice. Journal of Ethnopharmacology, 172, 250-254. https://doi.org/10.1016/j.jep.2015.06.040

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